Lena

Nachdem unser lieber Johnny über die Regenbogenbrücke gegangen ist, haben wir einen Schmusekumpel für unseren Ginger gesucht. Der Arme kam mit Johnnys Tod überhaupt nicht klar. Da rief uns Sylvia Becker an und sagte uns, dass bei ihr noch eine arme Maus aus sehr schlechter Haltung sei – ob die vielleicht was für Ginger und uns wäre?

Zuerst lief auch alles gut – okay, zwar nicht direkt das Schmusen mit Ginger, das war irgendwie nicht dein Ding – aber du kamst super mit Merlin und Mim klar.

Zumindest so lange, bis unsere Grande Dame Zora beschloss, dich nicht mehr zu mögen. Und da Mim sich an Zora orientiert hat und Merlin seine Schwester Mim immer beschützen möchte, gab es auf einmal ein Gruppenmobbing von drei Katzen gegen dich.

Du hast dich dann immer mehr zurückgezogen, hast sehr oft im Flur im Kratzbaum gehockt und dich kaum noch raus getraut.

Ich weiß nicht mehr, wie oft wir in den letzten Jahren orakelt haben, ob du bei uns richtig aufgehoben und glücklich bist. Mit dir hatten wir dann drei „Phantomkatzen“, die sich kaum bei uns zeigten, und erst recht nicht, wenn Besuch da war. Mal ganz abgesehen davon, dass ihr alle drei eine Freude für jeden Tierarzt seid, weil ihr ohne Lebendfalle, Besen und Kescher nicht zu bändigen seit.

Na ja, und deine „Liebesbisse“ haben für den einen oder anderen Aufenthalt in der Handchirurgie gesorgt, weil du deine Kraft irgendwie nicht so richtig kontrollieren kannst. Es war ja ein kleiner Fortschritt, weil wir dich zumindest ein wenig anfassen konnten.

Aber was wir bis heute nicht verstehen: Wie eine so kleine und zierliche Katze, die maximal 2,5 KG wiegt, einen derartigen Punch haben kann – Muhammad Ali wäre stolz auf dich!

Auch nach literweise Feliway und anderen Pheromonen warst du immer noch scheu uns gegenüber, und das nach mittlerweile fünf Jahren. Mal ganz abgesehen von den gefühlten Tonnen Thunfisch, Hühnchen und Baldrian. Besser wurde es (leider) erst, nachdem Zora nicht mehr da war.

Weil du in der letzten Zeit immer mehr am Fenster gesessen und das „Katzen-TV“ genossen hast, kamen wir auf die Idee, dich rauszulassen. Erst einmal in der Form eines quasi begleiteten Freigangs, bei dem immer einer von uns mit dir vor die Tür gegangen ist.

Deine Reaktion draußen: Erst einmal rollern, alles erkunden – und dann nach ein bis zwei Minuten gucken, ob die Mamas auch da sind. Dann wieder weiter alles erkunden, wieder zurück, dann rein. Und das einige Tage hintereinander. Alles soweit gut und auch für uns in Ordnung; wir waren uns sicher, die richtige Entscheidung mit deinem Freigang getroffen zu haben.

Blöderweise hatten wir Ginger nicht auf der Rechnung. Der rot-weiße Spanier, der in unserer Miezekatzenbande eine arme kleine Wurst ist, hatte im Lauf der letzten Jahre draußen ganz Dahlhausen zu seinem Revier erklärt.

Da hast du dann gar nicht reingepasst, auch wenn er dich von drinnen kannte, und auch kein Problem mit dir hatte. Das hat dann dazu geführt, dass du zwei Wochen am Stück draußen rumgeirrt bist und nicht nach Hause kommen konntest …

Wir haben dich so oft gesehen und versucht, wieder nach Hause zu locken, aber leider ohne Erfolg. Manchmal haben wir Stunden draußen gesessen, nachdem wir gehört oder gesehen haben, wie du mit Ginger oder einem der anderen Nachbarkater aneinander geraten bist.

Alle Straßen haben nach Baldrianwurzel, Thunfisch und Knofi gerochen (weil du zumindest beim Kochen auf Knofi stehst); sehr viele Katzen hatten ihren Spaß und rollerten sich auf den Straßen. Manche Nachbarn hatten dich schon gesehen, du warst leider zu scheu, um dich anfüttern oder einfangen zu lassen. Und du hattest den Weg immer noch nicht zurückgefunden … Dann haben wir aus Mangel an Alternativen die Lebendfalle aufgestellt und mit viel Glück, Baldrian und Thunfisch bist du uns nach zwei Wochen in die Falle gegangen.

Du hattest einige Macken und großen Hunger. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Schälchen Futter du an dem Tag verputzt hast!

Seitdem bist du sehr verändert, aber zum Positiven. Du bist auf einmal total kuschelig und anhänglich und forderst deine Streicheleinheiten ein. Manchmal bist du immer noch unsicher, dann haust du zu. Aber kein Vergleich zu vorher!

Wir beide sind so froh, dass du wieder bei uns bist und vor allem darüber, dass du endlich bei uns angekommen bist.

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